Münstersches Filmgut – mit Gast
Andreas KöpnickTheory of Everything
Was hat die Kanutour einer Studentengruppe im lettischen Gauja-Nationalpark mit Quarks, Leptonen und Higgs-Teilchen zu tun? Was archaische Sonnenwendrituale und Tschaikowskys Schwanensee-Ballett mit mathematischen Hyperräumen und quantenmechanischen Feldern?
So gut wie Nichts, – es sei denn im aktuellen Trachten der modernen Teilchenphysk nach einer „Theory of everything“ würde nicht nur die Vision einer inneren Einheit der Natur entdeckt, sondern auch die Suche des Ichs nach der subjektiven Autonomie schöpferischer Prozesse. Was wie Science-Fiction klingt ist den alles umfassen wollenden Feldtheorien der modernen Physik von Anfang an ins Stammbuch geschrieben: Subjekt und Objekt Welle und Teilchen, Verstehen und Verstandenes sind verwandte Variablen eines unausgesprochenen Rätsels, dessen Lösung in der Loslösung von interpretierenden Kategorien und funktionalen Unterscheidungen liegt.
So gerät die studentische Paddeltour durchs Baltikum ungeplant und wider Willen zu einem Experiment in der Unschärfe des eigenen Bewusstseinsraums, dessen imaginärer Protagonist zwischen mathematischer Idealwelt und banalem Alltag pendelt. Seine bruchstückhaften Computertagebücher bilden einen hauchdünnen roten Faden welcher Quantenphysik und Philosophie, Neurowissenschaft und Poesie, Musik und Mathematik im Blindflug ineinander webt.
Ergebnis ist eine in sich selbst verstrickte Video-Collage, die sich zwischen visuellem Bildexperiment und wissenschaftlichem Diskurs, zwischen klassischer Filmerzählung und virtuellem Videotagebuch bewegt.
Mo 6. Juni • 18:00 Uhr
Vorfilm: „Taxi nach A“, HD-Video, 13 Min, 2010
„Theory of Everything“, HD-Video, 52 Min, 2009/10
In Anwesenheit von Andreas Köpnick
Anschließende Diskussion mit:
Cristóvão dos Reis, Filmemacher, Berlin
Achim Mohné, Medienkünstler, Köln
Prof. Dr. Georg Imdahl, Kunstwissenschaftler, Düsseldorf
Prof. Dr. Erwin Josef Speckmann, Neurowissenschaftler, Uni Münster